Der Geschmack des Amazonas
Das Nauta am Zionskirchplatz bringt eine neue Qualität von peruanischer Küche in die Stadt
Gefühlt standen die Räumlichkeiten der ehemaligen Bar 103 am Zionskirchplatz schon jahrelang leer. Dabei ist die Lage mit viel Laufpublikum und zahlungskräftigen Anwohnern prädestiniert für Gastronomisches. Das frisch eröffnete Nauta – noch in der Soft Opening Phase – hat das Potential, an die Popularität seines berühmten Vorgängers anzuknüpfen. Wenn auch mit einem ganz anderen Rezept: Casual Fine Dining peruanischer Küche voller japanischer Einflüsse, angerichtet mit einer lässig-gemütlichen Einrichtung und getoppt mit einem Hauch Pisco-Bar.
Das Interieur erinnert kein bisschen an früher. Dominiert wird der Raum von einer Konstruktion aus Holzstreben, die mit bunten Stoffbändern bespannt sind. Die starken Farben der Bänder – Rot, Türkis, Grün und Blau und Schwarz – finden sich in der offenen Küche und Bar wieder und kontrastieren mit den hellen Holztischen und dem dunkelgrauen Grundton. Das fühlt sich südamerikanisch an, ist aber modern und so gar nicht Folklore.
Genauso durchdacht ist das gastronomische Konzept. Küchenchef und Inhaber Juan Danilo hat nicht weniger im Sinn, als eine moderne und zugleich authentische, frische und für die Stadt einzigartige peruanische Küche zu schaffen. Geprägt wird sein Kochstil von seiner Heimat und insbesondere seiner Nana (Großmutter). Sie stammt aus dem namensgebenden Ort Nauta im Amazonas-Gebiet, er selbst ist in Lima aufgewachsen und hat seine Kindheit in beiden Orten verbracht. Das Ergebnis ist eine peruanische Amazonas-Küche, die mit Frische und Erdigkeit, Säure und Schmelz beeindruckt und durch japanische Akzente noch spannender wird.
Das Amuse Bouche steht ganz im Zeichen der Nationalwurzel, der luftgetrockneten Kartoffel aus den Anden mit einer Mousse von weißer Süßkartoffel. Zur Vorspeise natürlich Ceviche. In Peru hat jedes Restaurant sein spezielles Rezept. Danilo bringt es in Form von Adlerfisch, der nur sieben Minuten in der fein säuerlich-scharfen Tigermilch zieht, um seinen Eigengeschmack zu behalten, auf den Tisch. Dazu dreierlei Süßkartoffeln (lila, gelb und weiß), knuspriger Mais und Süßkartoffel-Chips. Japanischer geprägt: Lachs Sashimi mit einer Soße aus Tigermilch und japanischer Mayonnaise (mit Myrin, Sake, Yuzu und japanischem Pfeffer), getoppt mit Avocado- und Gurkencreme und Ingwerstücken. Die Hauptgänge sind reichhaltig, ohne zu schwer zu sein. Es ist butterzarter Iberico-Schweinebauch mit Kokos-Süßkartoffelpüree und fein-scharfem Karashi, einem japanischem, Wasabi-ähnlichem Senf-Gewürz. Außerdem gegrillter Oktopus auf Edamame-Creme mit Kochbananen und Pak Choi.
Jedem Teller merkt man die sehr guten Grundprodukte an, die aus der besonderen Beziehung von Danilo zu seinen Lieferanten resultieren. Spannend sind auch die Desserts. Sowohl der süße Maiskuchen mit Kumquats und einem Sorbet aus lila Mais als auch der Schoko-Kuchen mit Ceviche-Beeren und Koriander-Eis spielen mit süßen und vegetabilen Noten und bilden einen perfekten Abschluss. Klein und fein ist die Auswahl an Weinen, der Pisco ganz klassisch und die Preise sind für die Qualität mehr als angemessen. Wir kommen wieder an den Amazonas!
Nauta
Kastanienallee 95, Prenzlauer Berg,
Speisen ab 14 €, Getränke ab 3,50 € (Wasserflatrate)