Blutwurst im Brioche mit Morcheln und Wachtelei, Fotos: emh Aufmacher 1687
1687

Für Berlin typisch idyllisch

Das Restaurant 1687 sorgt für französisch inspirierte Gourmet-Küche am Neustädtischen Kirchplatz

Das beweist Unterstatement. In dieser Zeit, wo jedes neu eröffnete Restaurant mit einem möglichst ausgefallenen und einprägsamen Namen antritt, einfach nur eine Jahreszahl zu nehmen. Das suggeriert erst mal Tradition und macht einem klar, dass in der Kenntnis der Berliner Historie doch erhebliche Lücken bestehen. Doch schon beim Besuch der Homepage können diese geschlossen werden. Nur ganz kurz: Im Jahr 1687 wurde in der Dorotheenstadt eine protestantische Kirche unter Anwesenheit des Großen Kurfürsten geweiht. Neben den deutschen Lutheranern wurde die Kirche auch von französischen Protestanten, den Hugenotten, genutzt. Nach dem Ende der Religionsfreiheit in Frankreich fanden circa 20.000 Mitglieder der verfolgten Glaubensgemeinschaft in Berlin und Brandenburg eine neue Heimat. Wer will, kann vor Ort mehr erfahren.

Raviolo mit Schafskäse und Eigelb gefüllt 1687 1

Der Service ist ausgesprochen professionell und einfühlsam. Schnell bekommt Laurent, der ursprünglich aus der Normandie kommt, ein Gespür, was die Gäste wünschen. Und das ist erst mal ein Tisch draußen, ein kühler Crémant Rosé und viel Mineralwasser. Nach kurzer Zeit fällt auf, wie ruhig und wie idyllisch der Platz ist. Wenn da nicht die Bretterverschläge um die Baustellen und um diese Wohncontainer für die Arbeiter drumherum wären. In Mitte, in bester Lage.

Mit dem Gruß aus der Küche, dem mild marinierten Aal, ist die Situation eher belustigend und auch typisch für diese Stadt. Und Küchenchef Tomasz Trabski macht mit seinen Gerichten mehr und mehr Spaß. Geordert werden vier Vorspeisen für zwei Personen – das verwunderte Laurent ein wenig. Doch schnell zählte er zwei und zwei zusammen und sortierte die Jakobsmuschel plus Thunfisch-Bottarga und Wolfsbarsch-Ceviche zu Beginn, danach den Raviolo und die Blutwurst mit Morchel. Es sind findige Feinheiten auf jedem Teller, Kräuter werden vorsichtig eingesetzt ohne in ziselierte Kunstgestaltung abzugleiten, dazu fruchtige Noten von Apfel oder Mango z.B., ein wenig Bergamotte, ein bisschen Wasabi. Der Raviolo aus einem mit Rote Bete aromatisierten Teig, mit Frischkäse und einem Eidotter gefüllt, das Texturen und Aromen cremig zusammenführt. Die Blutwurst ist in sommerlichen Sandwiches integriert und bleibt das, was sie im besten Fall sein soll. Ein cremig, würzig kräftiger Eindruck.

Als Hauptgänge kommen ein Stück Kalbsrücken mit dünnen Scheiben vom Bäckchen bedeckt und Knollensellerie Dauphinoise auf den Tisch. Ersteres ist vielleicht ein wenig trocken, das merzt die Beurre Noisette aus. Das vegetarische Gericht kombiniert gekonnt die würzige herbe Note der Knollensellerie mit einem Gruyère-Knödel.

Die Farbe Rosé begleitet uns den ganzen Abend, nämlich ein Cuvée M aus dem Jahr 2016 und der Provence und aus dem selben Jahr ein Sancerre Rosé von der Loire. Zum Schluss macht eine mit Grand Marnier flambierte Meringue und ein Traum aus weißer Schokolade, Bergamotte und Stachelbeereis den Abend perfekt. Zum Abschied gibt es an diesem rundum überraschend gelungenen Abend einen fünf Jahre alten und einen 14-jährigen Calvados. (emh)

1687
Mittelstraße 30, Mitte, Tel. 030 20 63 06 11, www.1687.berlin, Mo-Fr 12-23 Uhr, Sa ab 18 Uhr, Speisen ab 9,50 bis 36 €, Softdrinks ab 2,50 €, Glas Wein (0,1 l) ab 3,50 €, Flasche ab 30 €