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Der blaue Fuchs

Georgien grüßt

Der blaue Fuchs präsentiert eine spannende Landesküche. Der Service versteckt sich aber noch zu oft im Bau

Wie spannend und vielfältig die Esskultur Berlins im Jahr 2019 ist, kann man auch daran erkennen, wie viele Restaurants es von einer so genannten Länderküche gibt. Georgisch in Berlin essen zu gehen beispielsweise ist überhaupt kein Problem: Es gibt mehr als ein halbes Dutzend Gastronomien, in denen man das tun kann. So etwa im Salhino in der Charlottenburger Waitzstraße oder im Schwiliko auf der Schlesischen Straße in Kreuzberg. Und seit einem halben Jahr im Der blaue Fuchs direkt am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg.

Betreiber Teimuraz Gogua hat die Küche seines Heimatlandes den Berlinern schon in VHS-Kursen nahe gebracht, jetzt in einem wirklich schönen Restaurant, das wir an einem Augustabend besuchen. Veilchen- und Sandfarben, eine kunstvolle Wandbemalung, Fischgrät-Parkett und bunt gemusterte Tischdecken würden zum Verweilen einladen, wäre es nicht draußen so schön lau – alle Gäste sitzen bei Kerzenlicht draußen an den Tischen auf dem breiten Straßenland des Kiezes, auf welches die Gastronomen vieler anderer Städte neidisch blicken.

Der blaue Fuchs 1

Wer noch nie georgisch gegessen hat, kommt um Khachapuri nicht herum. Das überbackene Käsebrot ist der Klassiker der georgischen Küche. Es wird in praktisch jeder Ortschaft und Familie ein wenig anders zubereitet, Der blaue Fuchs bietet es in mehreren Varianten an. Die Portion ist ordentlich, sie kann man sich gut vorab einmal zum Teilen bestellen, danach ist (mindestens!) der erste Hunger gestillt.

Und das hilft, denn so stimmungsvoll das Ambiente und so nett die Bedienung, so unkoordiniert ist sie auch nach einem halben Jahr seit der Eröffnung. Das hört man immer wieder und ist auch an diesem Abend so. Die weiteren bestellten Speisen lassen lange auf sich warten, zwischendurch fragt jemand, ob wir noch etwas zu essen bestellen möchten – danke nein, wir haben ja noch gar nicht alles auf dem Tisch. Der Wein hilft beim Warten. Georgien gilt ja als Wiege des Weins und hat in postsowjetischen Zeiten zu altem Ruhm zurückgefunden. Die Naturwinzer*innen-Szene boomt in dem kleinen Land und die blauen Füchse haben eine ganze Menge entsprechender Positionen auf der Karte, mindestens zwei auch offen. Der rote „Budeshuri“ von Nikolas Marani ist zum Niederknien: Rote Trockenfrüchte und Räucherschinken (echt jetzt) im Glas, da lässt es sich aushalten.

Dann kommen der deftige vegetarische Rote-Bohnen-Eintopf, den man direkt aus dem Tonkrug verzehrt, und das nicht minder deftige Ojakhuri - Geschmortes braucht eben eine Weile. Das Warten hat sich gelohnt, es schmeckt gut. Wer auf Dumplings/Maultaschen/Pelmeni steht: Die georgischen Chinkali sind mit ihrem heißflüssigen Inneren eine Klasse für sich, und die komplette Rundreise durch die Küche inklusive ihrer fruchtig-säuerlich-herzhaften Saucen und Pasten gibt es pro Person für 30 Euro. Wenn der Service jetzt noch die anfängliche Beratung und die Begleitung durch den Abend in den Griff bekommt, ist die Sache - jetzt noch leicht eckig - schön rund. (Jan-Peter Wulf)

Der blaue Fuchs
Knaackstraße 43, Prenzlauer Berg, Tel. 030 26 07 42 44, www.derblauefuchs.metro.bar, Di-Do 14-23 Uhr, Fr-So 12-23 Uhr