Fotos: Anouki Brasserie Aufmacher Anouki Brasserie
Anouki Brasserie

Zweiter Anlauf

Manchmal muss einfach Zeit ins Land ziehen. Küchenchef Christian Hoffmann vom Anouki hat diese genutzt, um seine Küche auf das nächste Level zu heben

Man trifft sich immer zweimal! In diesem Fall ist es eine glückliche Fügung. Denn nach dem Resümee des ersten Besuches war klar: Nie wieder. Das war vor einem Jahr. Doch dank beharrlicher und persönlicher Pressearbeit, ließen sich die zwei Testerinnen vom ersten Mal zu einem weiteren Besuch überzeugen. Also auf zu Anouki, einem Restaurant in einer zerfransten Ecke West-Berlins, die keiner Rede wert ist, nur so viel: man kommt gut mit der S-Bahn hin.

An der Einrichtung, eine Anspielung auf Brasserie und Bistro, hat sich nichts verändert, die Bilder von Noah Becker hängen immer noch. Auch der Service erweist sich weiterhin als professionell freundlich. Die Karte hingegen ist neu. Sie offeriert kleinere Gerichte, sogenannte Tapas. Ein Hinweis im Vorfeld, die angekündigte Vorspeisenportion ist großzügiger bemessen als erwartet.

Anouki Brasserie

Es sind französische Klassiker mit einem zeitgemäß originellen Twist. Das Steak Tatare ist so zubereitet wie es sein soll – mit Senf, Kapern, Eigelb, dazu Pommes mit Limette und frischen Chiliringen. Die Zwiebelsuppe in einer eleganten vollmundigen Facon wird am Tisch angegossen. Das zudem angebotene Sechs-Gänge-Tapas-Menü offeriert die Handschrift von Christian Hoffmann, dem jungen Küchenchef. Der Kabeljau mit Granny Smith, Holunderblüte und Buttermilch ist ein leichter, dezent fruchtiger Einstieg, das Landhuhn mit Erbse, Rhabarber und Kartoffel erdet, der Romana-Salat mit Passionsfrucht, Koriander und Karotte hingegen entspricht wieder der originellen Idee Hoffmanns von sommerlicher Leichtigkeit. Das Lamm mit Aprikose, schwarzem Knoblauch und grünem Spargel ist gelungener Hauptgang, man wünscht sich nur, dass die – wie schon erwähnt – vorangegangen Gerichte etwas vorsichtiger portioniert werden würden.

Denn das Dessert, die weiße Schokolade mit Wacholder, Gurke, Dill ist eine außergewöhnliche und spannende Kreation, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Dazu ein Grauburgunder 2019 vom Weingut Dönnhoff an der Nahe. Das Resümee dieses Mal: Es lohnt sich, in eine Ecke Berlins zu reisen, die sonst eher wenig Attraktives zu bieten hat. (emh)

Anouki Brasserie
Gervinusstraße 43, Charlottenburg, Tel. 030 31 01 65 00, www.anouki-brasserie.de, Mi-Sa 12-21 Uhr, Fünf-Gänge-Menü 69 €, à la carte ab 12 €, Fl. Wein ab 27 €, Glas Wein (0,2 l) ab 8 €