Die Slices sind heiß
So wie es derzeit politisch in der Welt zugeht, kann etwas Trost nicht schaden. Und was gibt es tröstenderes als richtig guter Teig mit Tomatensauce und reichlich Käse – zumindest in puncto Essen fällt mir neben einer großen Tafel Nussschokolade wenig ein. Da kommt es gerade recht, dass Berlin einmal mehr in den Genuss eines kleinen Pizza-Hypes geraten ist
Diesmal verzehrt die Stadt allerdings keine 72 Stunden geruhten neapolitanischen Pizzen. Stattdessen geht es dank dünner Slices und üppiger Pan Pizza ein kleines Stückchen back to the roots, erinnern sie doch entfernt an die zahlreichen Pizzastücke, die schon einmal um Mitternacht für wenig Geld einen Abend retten konnten. Dabei hat die Qualität inzwischen angezogen und orientiert sich jetzt nicht mehr einzig am italienischen Ideal, sondern wirft einen Blick über den großen Teig in die US-amerikanischen Pans- und Pizzaöfen. Dort kann die Vorliebe für Chicago, Detroit oder New York schon einmal zu einer echten Auseinandersetzung führen.

Der Pionier
Kaum eine Folge diverser Kultserien aus dem Big Apple kommt ohne eine Szene aus, in der jemand mit einem großen Pizza-Karton vor der Tür steht. In New York ist die Pizza nämlich ein Pie, und der wird geteilt. Dieses Gefühl von Pizza als „happy place“ wollte Jonathan Margulies, selbst Expat aus Brooklyn, endlich auch in seiner Wahlheimat Berlin spüren. Deshalb eröffnete er 2020 mit Magic John’s einen Laden mit echten New York Pizza Slices und Pizza Pies, die locker für drei Personen reichen. Dünner Teig in unterschiedlichen Versionen belegt wie etwa als klassische Margherita oder extra OG (im positiven Sinne oldschool) mit den legendären Peperonischeiben, ebenso lecker und etwas ausgefallener mit Trüffel oder Butternutkürbis. NY-Pizza at it’s best. Wem es nach knuspriger Cheddarcrust gelüstet, sollte außerdem die Detroit Deepdish in verschiedenen Ausführungen kosten.
Magic John’s
Oranienburger Straße 48, Mitte,

Der Hype
Nachdem Alexander Welskopp und Marcus Hagemann ihre Excel-lastigen Bürojobs kündigten, wollten sie etwas völlig anderes wagen. Anfang 2023 fiel ihre Entscheidung auf New Yorks Kult-Slices und beide begaben sich gemeinsam auf Recherchereise in die legendäre Stadt. „Wir haben insgesamt bestimmt 40 verschiedene Slices gegessen“, erzählt Marcus schmunzelnd.
Nun betreiben sie in der Torstraße ihre Slice Society und nicht nur der Laden selbst ist überaus vorzeigbar und dementsprechend instagrammable. Der Teig der Slices und Wagenrad-großen Pies ist dünn, knusprig und erstaunlich leicht. Nach den Zutaten wie Mozzarella mit besonders wenig Feuchtigkeit und der typischen Peperoni-Wurst haben die beiden Gründer ganz schön lange suchen müssen, bis alles so schmeckte, wie sie es im Big Apple kennengelernt haben.
Vor allem die weiße Version mit Ricottacreme, Fontina, Fior di latte und Zitrone ist sehr beliebt. Wer mag, verfeinert seine Slices noch mit Hot Honey, grünem Pesto oder Stracciatella. Auch geil und super Italo American ist die Version mit Vodka Sauce. Mich persönlich holt die vegane Version mit Tomatensauce, Knoblauch, Semmelbrösel und Chiliöl dank viel Umami und ihrer leichten Schärfe ab. Obendrauf etwas sämiger Stracciatella und dazu ein hausgemachter half Iced Tea, half Lemonade und die Mittagspause wird zu einem kleinen und köstlichen New-York-Trip. Wir kommen allein schon wegen der guten Musik und des Soft Serves mit Olivenöl und Maldon Salz wieder!
Slice Society
Torstraße 173, Mitte,

Die Feierwütige
Im Salami Social Club sei die Pizza immer heiß und die Party höre niemals auf. Bereits seit 2016 widmet sich das Team neben Pizzen mit Vorliebe auch der deutschen Craft-Bier-Szene und bringt regelmäßig unterschiedliche Biere von lokalen, anderen deutschen und auch einigen internationalen Brauereien an den Zapfhahn. Und so bietet die Bierbar von trüb bis gefiltert, dunkel und sauer etwas für jeden Geschmack – und das passt ja auch wunderbar zu Pizza, denn die schmeckt bekanntlich auch jedem und jeder.
Neben Ofenübernahmen, Zapfhahnübernahmen und anderen Pop-up-Events wie Ausstellungen und Konzerten gibt es donnerstags ab 18 Uhr die Slice Night – mit Slices für 1.50 Euro, Musik und natürlich viel Fassbier.
Salami Social Club
Frankfurter Allee 43, Friedrichshain,

Die Rechteckige
Martin Müller kennt man in Berlin. Dass er schon zu Tisk- und Oukan-Zeiten von Pizza träumte, wusste wohl keiner. Gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern Domènec Sanz Janßen und Arne Kienapfel fiel die Wahl auf Detroit Pan Pizza, um jene in Deutschland noch recht unbekannte käsige Fastfood-Queen auf die Landkarte zu holen.
Die Detroit Style Pizza wird in einer speziellen Pfanne gebacken und ist daher rechteckig. Charakteristisch ist der großzügige Käseeinsatz. Das Team Fergy hat einen speziellen Mix aus verschiedenen Käsesorten kreiert und paart ihn mit dem 24 Stunden lang fermentierten Sauerteig auf Basis des Ur-Sauerteigs „Senior Pablo“, der der Fergy Pizza ihre Fluffigkeit verleiht, während die käsige Kruste herrlich knusprig ist. Als Belag gibt es neben Peperoni und Cheddar auch Kreationen wie die „Deep Supreme“ mit mariniertem Hähnchen, Red Hot Pepper Sauce und Brokkoli.

Übrigens: Was Ende 2023 in einem Charlottenburger Keller begann, 2024 nach Kreuzberg als Club-Hinterhof-Fensterverkauf startete, zog im März nach Mitte, direkt an den Rosenthaler Platz. Vom Bordstein zur Skyline, ließe sich sagen. Für Martin Müller aber gilt wohl Sky is the limit, denn geplant sind zusätzlich Pizza-Caterings auf Partys, der Aufbau eines Franchises und noch einige weitere Ideen.
Fergy Deep Dish Pizza
Innenhof Ritter Butzke, Ritterstraße 26, Kreuzberg,