Fotos: Selina Schrader Aufmacher Giacomo Mannucci
Giacomo Mannucci

„Man braucht eine Seele“

Giacomo Mannucci gehört zu den kreativen Köpfen der Berliner Gastroszene. Mit „To The Bone“ setzt er seit sechs Jahren ein klares Statement für die italienische Fleischkultur. Im November 2024 erweiterte er gemeinsam mit Ina Freienstein und Amodio Iezza sein Portfolio um das „Lo Fōfu“ mit dem Konzept Omakase Italiano. Im Sommer 2025 brachte er zusammen mit Karim Yacoubi das „Rasoterra Pizza Experience“ an den Start – ein Ort, an dem neapolitanische Pizza mit viel Handwerk und Leidenschaft serviert wird

1. War von Anfang an klar, welche Art von Restaurants du in Berlin etablieren willst und welche Rolle du in der Gastronomie einnehmen möchtest? Welche Ideen gab es im Vorfeld noch?
Giacomo Mannucci: Die Art, der Stil des Restaurants war mir schon früh klar, wenngleich Gastronomie als Branche für mich zunächst nicht greifbar erschien. Meine Monate bei Dario Cecchini haben mich stark geprägt und inspiriert. Ich war 27 Jahre alt, Quereinsteiger, voller Energie und eröffnete 2012 mein erstes Restaurant, „To beef or not to beef“. Hier wusste ich genau, was ich wollte, aber meine Vorstellung von Gastronomie hat sich erst im Laufe der Jahre entwickelt.

2. Lief alles geradlinig? Welche Hürden galt und gilt es zu nehmen?
Geradlinigkeit existiert in der Gastronomie nicht. Hürden gehören zum Alltag – aber ich sehe sie nicht als Hindernisse, sondern als Chancen zum Lernen. Jede Herausforderung zwingt dazu, Lösungen zu finden und weiterzuwachsen. Wenn ich mit Situationen konfrontiert bin, in denen es mir unmöglich erscheint, Hindernisse zu überwinden, oder wenn besonders anspruchsvolle Aufgaben zu bewältigen sind, denke ich oft an große Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur und daran, wie sie es geschafft haben, Großes zu leisten.

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3. Was würdest du aus heutiger Sicht anders machen?
Kein Restaurant eröffnen – aber nein, ich würde eigentlich nichts ändern. Klar, eine bessere Planung wäre manchmal hilfreich gewesen, aber die Realität lässt das nicht immer zu. Ich habe gelernt, wie wichtig Zeitmanagement ist: Prioritäten zu setzen, mehrere Projekte gleichzeitig im Blick zu behalten und ein gutes Gefühl für den richtigen Zeitpunkt zu entwickeln.

4. Was oder wer hat dich bei deiner beruflichen Karriere am meisten beeindruckt oder inspiriert?
Ganz klar: Dario Cecchini.
Er war und ist eine große Inspiration für mich, und aus unserer Begegnung ist eine Freundschaft entstanden. Er arbeitet seit über 50 Jahren, sieben Tage die Woche, und macht es noch immer mit Leidenschaft. Das beeindruckt mich zutiefst.
Aber auch Menschen außerhalb der Gastronomie inspirieren mich – vor allem Musiker*innen. Musik ist für mich eine soziale Leistung, eine Botschaft, die Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund zusammenbringt. Genau das passiert auch in einem Restaurant: Gäste aus aller Welt kommen zusammen, jede und jeder spielt eine Rolle – fast wie in einem Theaterstück.

5. Was muss man wissen, wenn man in Berlin Restaurants erfolgreich etablieren will?
Man braucht eine Seele. In Berlin geht in letzter Zeit leider vieles in eine „Corporate“-Richtung: Projekte werden schnell größer, glattgebügelt und marketinggetrieben, oft ohne echtes Konzept und ohne Herz. Erfolg bedeutet für mich, Authentizität und Persönlichkeit zu bewahren. Menschen müssen sich in einem Ort wiedererkennen können. Nur dann hat ein Restaurant in Berlin wirklich Bestand.

To The Bone, Torstraße 96, Mitte, tothebone.bonita.berlin

Rasoterra Pizza Experience, Uhlandstraße 155, Wilmersdorf, www.rasoterra.berlin


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