Foto: Le Pré Salé Aufmacher Brüssel
Brüssel

Die Stadt hat mehr zu bieten als den Europäischen Rat. Und aufgrund des internationalen Publikums lässt es sich hier sehr abwechslungsreich und gut speisen. Martina Marx hat in die Töpfe der europäischen Hauptstadt geschaut und sich verwöhnen lassen

Foto: Le Pré Salé Le Pré Salé

Klassisch belgisch

Das Le Pré Salé am quirligen Place Ste. Catherine besticht mit den Klassikern der belgischen Küche, wie Steak Tatar, Pferdefleisch, Nieren in Senfsauce, Kartoffelstampf mit Bratwurst, und besonders zu empfehlen ist das Carbonade. Dies ist ein Eintopf mit sehr zartem Rindfleisch und einer schweren Sauce aus Wein und, wie sollte es anders in Belgien sein, Bier. In selbiger lassen sich die hauseigenen knusprigen Pommes Frites phantastisch dippen. Ein weiteres Gericht, was man hier auf gar keinen Fall verpassen sollte, sind Moules et frites, also Muscheln, z.B. in cremiger Weißwein-Sahne-Sauce und dazu Pommes Frites. Belgischer geht es nicht!

Das Restaurant ist trotz der zentralen Lage nicht sonderlich touristisch. Die Gäste sitzen recht eng beieinander, was die trubelige Stimmung fördert. Die Einrichtung erinnert ein wenig an eine ehemalige Fleischerei mit weißen Kacheln an den Wänden und dunklen Holztischen und Stühlen, ist aber durchaus behaglich. Neugierige Esser können den Köchen durch die offene Küche zuschauen. Und nach dem üppigen Mahl lädt die Lage des Restaurants zum Flanieren ein.

Le Pré Salé
Rue de Flandre 20, 1000 Bruxelles, Belgien, Tel. +32 2 513 65 45, www.lepresale.be, Vorspeisen ab 9 €, Hauptgerichte ab 15,50 €


Foto: Sanzaru Sanzaru

Begegnung zweier Kulturen

Eher im gutbürgerlichen Randbezirk von Brüssel findet sich ein hippes kulinarisches Kleinod, das Sanzaru. Hier wird Nikkei-Küche gekocht, eine Verbindung aus peruanischer und japanischer Küche, die aufgrund von japanischen Einwanderern nach Peru ihren Ursprung hat. Chili, Limone, Yuzu und Koriander finden hier ihren Eingang. Im Sanzaru spricht diese bunte Mischung den Gaumen an und die Einrichtung die Augen. Jedes Gericht ist eine Kombination aus beiden Küchenrichtungen. Es gab kleine knusprige Maistortillas mit Teriyaki-Lachs, Ceviche mit asiatischen Gewürzen, Beef Tataki mit Chili, Pisco mit Sake als Drink.

Die Einrichtung ist wirklich beeindruckend, sehr bunte Wände mit sehr fantasievollen Kreaturen. Der Service ist prompt und erklärt gerne das doch etwas ungewöhnliche Speisenkonzept. Wenn man dieses Restaurant besucht, sollte man sich wirklich dem Essen widmen wollen. Hier findet, wenn man möchte, auch das Prinzip „sharing is caring“ Anwendung, so dass sich die Auswahl der Gerichte zum Verkosten gut verdoppeln lässt.

Sanzaru
Avenue de Tervueren 292, 1150 Woluwe-Saint-Pierre, Belgien, Tel. +32 2 773 00 80, www.sanzaru.be, Vorspeisen ab 6 €, Hauptspeisen ab 16 €


Fotos: SanSablon SanSablon 1

Schüsselweise

Unweit des schönen lebendigen Platzes Grand Sablon hat das zweite Restaurant von Sang-Hoon Degeimbre in Brüssel eröffnet. Der Zwei-Sterne-Koch hat sein Hauptrestaurant auf dem Land, aber hat sich entschlossen, auch die Städter an seiner Kochkunst teilhaben zu lassen. Nun kocht er hier nicht selbst, sondern vertraut seinem fähigen Team, seine kreativen Ideen umzusetzen.

SanSablon 2

Dem gegenwärtigen Trend entsprechend wird jeder Gang in einer Schüssel serviert als sogenannte Poke Bowls. Die Idee entspricht dem Fusioncharakter des Restaurants: Kalifornisches Gesundheitsbewusstsein, hawaiianische Gewürze, japanische Kochkunst und weitere Küchenrichtungen werden bunt kombiniert. Degeimbre stammt aus Korea, fühlt sich aber als Kosmopolit und so wird jede Schüssel nach einem Land benannt, Türkei, Malaysia, Schweden etc. Ungewöhnliche Kombinationen stehen im Angebot: eine Schüssel mit Makrele, Salzpflaume und gelbe Bete, eine andere mit Wildente, Feigen und Petersilienwurzel. Alles in kunstvollem Keramikgeschirr mit einem wunderschön designtem Löffel. Es gibt Menüs, also hat der Gast nicht die Qual der Wahl. Dem Genuss tut es keinen Abbruch, denn es wird kein didaktischer Zeigefinger erhoben. Die Einrichtung ist sehr modern, aber durchaus zum Wohlfühlen: Backsteinwände, grüne Sofas, Tische aus edlen Hölzern. Die offene Küche lädt dazu ein, den Köchen bei ihrem Werkeln zuzuschauen. Das Publikum ist bunt gemischt, der Service freundlich und sehr aufmerksam. Der Abend hier ist rundum vergnüglich.

SanSablon
Rue Joseph Stevens 12, 1000 Bruxelles, Belgien, Tel. +32 2 512 42 12, www.sansablon.be, Lunch 35 €, Drei-Gänge-Menü 45 €, Fünf-Gänge-Menü 65 €


Fotos: Brouwerij De Halve Maan De Halve Maan


Bier in Brügge

Bei einem Aufenthalt in Brüssel darf natürlich Bier nicht fehlen und ebenso muss man Brügge gesehen haben – und dabei nicht sterben, wie der Titel eines Filmdramas suggeriert. Ein Hotspot der Bierkultur ist De Halve Maan. Brauerei, Museum und Gaststätte sind hier vereint. Zuerst sollte der Besucher sich kulinarisch stärken, mit traditionellen Gerichten wie Krabben-Kroketten, dann das Brauereimuseum besichtigen und schließlich zur Belohnung für so viel Bildung das Bier trinken. Die Brauereiführung lohnt auf alle Fälle, am Ende besteigt man noch einen Turm, von dem aus man ganz Brügge bewundern kann. Nach so vielen Mühen bitte ein Bier!

straffe hendrik

Die Vielfalt macht es jedoch schwer zu wählen: dunkles schokoladiges, mit Spezialmalz gebrautes Bier oder ein Tripelbier, sprich Dreifachbier mit Bananengeschmack, leicht bitter, mit Noten aus Pfeffer und Ingwer oder den straffen Hendrik mit wilden Hefen oder, oder, oder.

Die Brauerei ist obendrein auch sehr erfinderisch: Da immer mehr Bier getrunken wird und die Lastwagen durch das historische Brügge rumpeln mussten, um das Bier wegzufahren, wurde jetzt eine unterirdische Pipeline verlegt, die das Bier zur Abfüllanlage einige Kilometer entfernt transportiert. Leider fließt das Bier noch nicht aus den Wasserhähnen der Anwohner.

Brouwerij De Halve Maan
Walplein 26, 8000 Brugge, Tel. +32 50 44 42 22, www.halvemaan.be, Marktmenü Zwei Gänge 22 €, Drei Gänge 27 €