Foto: Pamela Dorsch und Udo Tremmel Aufmacher Vorpommern
Vorpommern

Die Ostsee liegt vor Berlins Haustür. Entschleunigung geschieht schon während der Anreise. Wasser, Strand, weites Hinterland und die alten Hansestädte Stralsund und Greifswald erwarten einen. Längst gilt nicht mehr: Pack was zu Essen ein, wir fahren an die Ostsee. Pamela Dorsch und Udo Tremmel haben einige kulinarische Kleinode entdeckt. Sie haben sich 2017 mit ihrem Büro für kulinarische Maßnahmen in Stralsund niedergelassen und verfolgen von dort aus Projekte zwischen Acker und Teller in der Küstenregion

Fotos: Pamela Dorsch Dahlmanns Bazar 1

Die Welt der Inseln

Wenn man selbst auf einer Insel lebt, was liegt näher, als alle anderen Inseln zu sich einzuladen? Und zwar nicht nur die nahen, sondern auch die fernen. Dahlmanns Bazar in der weißen Altstadt von Sassnitz auf Rügen, 100 Meter vom Meer, ist Buchhandlung, Bistro und Kontor zugleich. Dahlmanns Bazar 2 Hier finden wir die besten Insel-Schokoladen aus São Tomé e Príncipe und Madagaskar, Weine aus Sizilien und Sardinien, Kaffee aus Papua-Neuguinea, Spirituosen, Kapern, Oliven, Öle, Salz u.v.m. Und Literatur von und über Inseln aus allen Himmelsrichtungen, eine gut sortierte Bücherfülle. Abseits des touristischen Rummels ist dies ein Ort der Besinnlichkeit, kulturellen Inspiration und kulinarischer Genüsse. Zu Letzteren zählen Kleinigkeiten wie Feta in Olivenöl aus dem Ofen, Tapas und Gemüsecremes oder knusprige süße Tartelettes mit Quark und frisch-säuerlichem Sanddorn. Und der wohl beste Espresso der Insel.

Dahlmanns Bazar
Am Alten Markt, Uferstraße 1, 18546 Sassnitz/Rügen, Tel. 038392 67 74 76, www.dahlmannsbazar.de, März–Dezember Di–Sa 13–22 Uhr, Juli+August auch montags;
Übernachtungstipp: Villa Martha, www.villa-martha-ruegen.de


Foto: Wasserstoff Wasserstoff

Meer macht durstig

Ob Einheimischer oder Besucherin, ob Segelfreak oder wasserscheu, ob nachmittags oder am Abend, ob jung oder älter – man trifft sich im Wasserstoff, Stralsunds schönster Bar am Hafen. Philipp Kleemann und Arne Möhring (einst bester Segelmacher-Azubi) repräsentieren eine junge, experimentierfreudige Generation von Gastronomen mit Bewusstsein für Qualität, Nachhaltigkeit, internationale Trends und neue Regionalverbundenheit.

Im Wasserstoff sitzen Einheimische wie Gäste gemeinsam an der Bar, mit Blick auf die Hafeninsel und das segelweiße Ozeaneum, schnacken oder spinnen Seemannsgarn bei einem Kaffee von der lokalen Kaffeerösterei Monopol, einem Matrosenschluck der Hamburger Ratsherren Brauerei oder einem Cocktail, gerne mit Spirituosen von der Küste, etwa Försters Heide Gin von Männerhobby aus Rostock oder Luv & Lee aus Hamburg.

Und weil die beiden Gastronomen vor Energie und Ideen strotzen, hat das Wasserstoff mittlerweile auch ein paar sommerliche Geschwister bekommen: die Buhne9, eine Sommerbar im Hafen des Seebads Altefähr und einen Club, der mit lauten Beats im alten Hafenareal unterhalb der Rügenbrücke zum Tanzen einlädt.

Wasserstoff
Badenstraße 24/25, 18439 Stralsund, Tel. 03831 225 85 65, www.deinwasserstoff.de, Di-Sa 16.30-23.30 Uhr;
Übernachtungstipp: Hotel Hafenspeicher Stralsund, www.hafenspeicher.com


Kulinarische Lust im Landesmuseum

Antje und Ines Büttner zählen zu den kulinarischen Pionierinnen der vorpommerschen Eastcoast. Ihr Restaurant am Greifswalder Bodden war üppig mit Auszeichnungen bedacht. In der Corona-Zeit haben sie mit neuem Konzept den Sprung in die Greifswalder Innenstadt gewagt. Im modernen Teil des klassizistischen Bau des Pommer­schen Landesmuseums bietet das Natürlich Büttners nun eine hochwertige Museums­gastronomie, abendliches Fine Dining und eine Manufaktur an kultur- und geschichtsträchtigem Ort.

Foto: Büttner’s Restaurant Büttner’s Restaurant

Die neue Küche der Büttners ist naturverbundener und zugleich experimentierfreudiger, dabei noch stärker regional verwurzelt: Fisch, Fleisch, Wild, Kräuter kommen von Partnern aus der Umgebung, Gemüse aus dem eigenen Garten, Kräuter aus dem historischen Klostergarten, Tomaten und Zitronen von der Sonnenterrasse. Käse, Brot, Pasta und vieles mehr sind hausgemacht. Mit einem süßen oder herzhaften Frühstück kann man im Museum in den Tag starten. Die große sonnendurchflutete Terrasse lädt zum Mittagstisch, einem Imbiss oder zum Kaffee ein. Freitag- und samstagabends kann man mit Blick in die offene Küche das Drei-Gang-Menü entstehen sehen und in Begleitung spannender Weine – viele auch von Winzerinnen! – den Abend genießen.

Die Feinkost-Produkte der Manufaktur gibt es auch zum Mitnehmen oder im Picknickkorb für die Radtour oder den Segeltörn: Königsberger Klopse, Rehschinken, Lammbratwurst, Brot, Pasta, Camembert, Pralinen und Macarons. Legendär der Pommernschmalz, eine Speckmarmelade, die spielerisch die pommersche Küchentradition zitiert (herzhaft-fruchtig).

Und immer wieder gibt es besondere saisonale Specials: An Wintersonntagen entführt die nachmittägliche Tea Time im Lichthof des Landesmuseums nach England, klassisch mit schwarzem Tee, Scones mit Clotted Cream und Marmelade, Sandwiches mit Gurke sowie Kuchen und Gebäck. Oder es geht raus im 2-Mast-Segelschoner Weisse Düne auf einen kulinarischen Kurztrip am Abend auf der Ostsee.

Natürlich Büttners
Rakower Straße 9, 17489 Greifswald, Tel. 03834 887 07 37, www.natuerlich-buettners.de,
Mi-So 9.30–20 Uhr, Fr+Sa bis 22 Uhr


Fotos: Pamela Dorsch Strandhaus Altefähr 1
Strandhaus Altefähr 2

Baltic Sea Soulfood

Wo im Seebad Altefähr im Süden Rügens die hölzerne Strandprome­nade endet, liegt das Strandhaus. Blick auf den Strelasund, weiße Segel und die Hansestadt Stralsund. Hier ist alles Wasser, Wind und nordisches Licht. Franziska und Michael Mackels führen in zweiter Generation den Familienbetrieb weiter, nachdem es den Koch über viele Stationen in der Sterne­gastronomie – zuletzt als Küchen­chef im Berliner Vau – zurück ans Meer zog.

Das Strandhaus Altefähr bietet eine saison- und regionalbetonte Küche mit hochwertigen und nachhaltigen Zutaten, die zumeist aus der Region kommen. Die oftmals unerwarteten internationalen Einflüsse sind souverän kombiniert und begeistern geschmacklich.

Wenn im Herbst und Winter der Wind von Hiddensee kommend über den Strelasund stürmt, lassen sich im großzügigen, hellen Gastraum eine Altefährer Fischsuppe mit Safranmayonaise oder die Lammschulter mit Rosenkohl, Miso und Erdnüssen genießen. Mit der Sommersonne geht es dann raus auf die große Terrasse, die zum Strand hinausführt. Auf bunten alten Bootsplanken gibt es Gegrilltes, Fisch, Fleisch und Gemüse vom japanischen Heißgrill oder einen saftigen Backfischburger mit Apfelremoulade, Fritten und Salat. Nachmittags laden hausgemachter Kuchen und Eis ein.

Kinder sind gerne gesehen und können im Sommer in Sichtweite am Strand spielen. Hier wird übrigens auch gerne romantisch geheiratet – glitzerndes Wellenspiel und grandioser Sonnenuntergang inklusive.

Strandhaus Altefähr
Strandpromenade 10, 18573 Altefähr, Tel. 038306 624 50, www.strandhaus-altefaehr.de,
Mi–Fr 17–22 Uhr, Sa+So 12-22 Uhr


Weitere kulinarische Tipps:

Handwerkliche Milch- und Käseerzeugnisse sowie Fleisch und Wurst von kleinen (Bio-)Höfen, teils mit eigenem Hofladen, zu finden unter:

Käse aus Mecklenburg-Vorpommern
www.käse-mv.de


Tagesfrischer Fisch aus schonendem Fang im Bodden und von der Ostseeküste zwischen Darß und Hiddensee:

Dei Lütt Fischhall, Fischer André
Am Osthafen 4, 18356 Barth, Tel. 038231 849962, immer Mo-Sa ab 8.30 Uhr (saisonal unterschiedliche Öffnungszeiten, siehe auf Facebook)