Fotos: Marvin Pelny Aufmacher Weingut Schuh
Weingut Schuh

Zum Aufackern und zur Drahtrahmen­erziehung

Es ist die Zeit, in der Freunde Freunden helfen. Anpacken und ganz nebenbei sich weiterbilden. Vier Berliner Sommeliers und Restaurantleiter haben sich auf den Weg gemacht – nach Meißen in Sachsen zum Weingut Schuh

Der Klausenberg vom Sörnewitzer Weingut Schuh mit neuen Reben Weingut Schuh

Es regnet gerade. Und das einen Tag nachdem Matthias Schuh das Unkraut auf der Junganlage gejätet hat. „Mit dem Regen, das hat zwei Seiten, den Reben und dem Boden tut es schon gut, aber das Unkraut wächst leider wieder schnell nach.“ Ein Winzer hat es nicht leicht. Und er kann froh sein, wenn er bei seiner Arbeit unterstützt wird. Umso mehr wenn er einen neuen Weinberg anlegt.

Gerade in Corona-Zeiten bewähren sich freundschaftliche Geschäftsbeziehungen. Die hat Matthias Schuh zu Marvin Pelny und Jessica Kleinert sowie Pauline Perou und Mathias Brandweiner. Deren Gemeinsamkeit: Sie arbeiten in der Berliner Hotellerie, im Abion Hotel und im Ritz Carlton, in deren Restaurants Carl & Sophie und Pots – bzw. arbeiten eben nicht, da die Hotels geschlossen sind und nur ganz allmählich wieder ihren Betrieb hochfahren.

Oben: Marvin Pelny, Jessica Kleinert und Azubi Julian Beckmann. Vorne: Matthias Schuh, Mathias Brandweiner, Pauline Peroe, Winzermeister Holger Horter und Hund Bruno Weingut Schuh

Man kannte sich von einer der früheren Aktionen der Generation Riesling, ein Netzwerk von jungen Winzern, die gemeinsam für guten Wein einstehen und entsprechend öffentlich auftreten. „Wir wollten schon immer mal was zusammen machen, ich wollte Erfahrungen sammeln bei der Arbeit auf dem Weinberg“, so Marvin Pelny, der auch die Arbeit auf dem neu angelegten Weinberg fotografisch dokumentiert hat.

Jessica Kleinert und Pauline Perou nehmen es sehr genau bei der Drahtrahmenerziehung Weingut Schuh

Alle vier waren vorher in Quarantäne und konnten so bedenkenlos nach Sachsen, in die Nähe von Meißen reisen. Auf dem Weingut angekommen, ging es Dienstag in der Früh um 7 Uhr los mit der Drahtrahmenerziehung wie es in der Fachsprache heißt und zum Aufackern.

Mathias Brandweiner, Marvin Pelny (li.) und Thomas Kloiber Weingut Schuh

„Wir haben bei der Arbeit alles Drumherum vergessen“, so Jessica Kleinert. Körperlich anstrengend sei es schon gewesen, gibt Marvin Pelny zu. Denn die Pfähle für die Bespannung mussten sehr tief und akkurat im Spalier eingesetzt werden. Das muss Jahrzehnte und jedes Wetter aushalten. Dabei stößt man auch schon mal auf Granit und andere Steine! Und muss dann entweder den Stein ausbuddeln oder neu daneben anfangen zu graben.

So sehen sie aus, die Reben aus dem Burgund Weingut Schuh

Alle 30 Jahre wird in der Regel ein Weinberg neu angelegt. So wurden auf dieser 0,3 Hektar großen Fläche im Herbst die alten Reben gerodet und später die neuen Rebstöcke aus Frankreich eingesetzt. „Die habe ich zwei Jahre vorher bestellt“, so Jungwinzer Matthias Schuh. Die Setzlinge stammen aus dem Burgund, aus uralten Weinbergen, und jede Pflanze ist anders. Er hat sich für Chardonnay entschieden. Neben dem geschmacklichen Potenzial, hat sich diese Pflanze auch bei verschiedenen Standortbedingungen bewährt.

Mittags um 12 Uhr gab es zur Pause ein feines Mittagessen. Denn die Köche vom dazugehörigen Restaurant ließen sich nicht lumpen. Dann ging es bis 15.30 Uhr weiter. Sieben Tage ging das so, die Arbeit an der frischen Luft. Der gesundheitliche Zustand der vier aus Berlin konnte nicht besser sein. Der Wind wehte ihnen um die Nase, die Handschuhe voller Dreck und abends immer einen guten Wein – was kann einem zu Krisenzeiten besseres passieren?

In der Pause gab es dann doch Bier zum Mittagessen Weingut Schuh
Jungwinzer Matthias Schuh mit besonderem Wein im Keller Weingut Schuh

„Wir können jetzt sehr viel besser nachvollziehen, warum eine gute Flasche Wein 15 Euro kosten kann. Wie viel Handarbeit da drin steckt. Und wir können es unseren Gästen besser vermitteln.“ Und wie lange dauert es, bis der Wein in einem Glas in einem Berliner Restaurant serviert werden kann? „Nach drei Jahren hat man einen Ertrag, nach fünf mache ich den ersten Wein aus den Trauben!“

Matthias Schuh hat aber noch einen besonderen Wein im Keller, den Riesling Kapitelberg Halbstück, das ist ein Wein aus einem neuen 600-Liter-Holzfass aus österreichischer Eiche. Daher stammt der Name Halbstück. So werden ovale Fässer dieser Größe im Weinbau genannt. Der Wein ist neun Monate gereift, spontan vergoren, ohne Zusatz von Hefen. (emh)

Weingut Schuh
Dresdner Straße 314, 01640 Coswig OT Sörnewitz, Tel. +49 3523 84810, www.weingut-schuh.de