Fotos: Selina Schrader Aufmacher Osmans Töchter
Osmans Töchter

Die beste Seite der Türkei

Osmans Töchter zeigen, wie großartig türkisches Essen und wie weltoffen Gastfreundschaft sein kann

Charlottenburg ist anders als Prenzlauer Berg. Jeder Kiez in Berlin hat seine typischen Eigenheiten. Und das wissen Lale Yanik und Arzu Bulut sehr genau und haben das mit ihrem Innendesign beim neueröffneten zweiten Restaurant klargemacht. Wer Osmans Töchter in der Pappelallee kennt, dem wird nicht gleich das gestalterische Grundprinzip der beiden Frauen auffallen. Es sind verschiedenfarbige Sitzgelegenheiten, Teppiche, effektvoll angenehme Lichtgestaltung – und türkische Küche, die einmalig in Berlin ist.

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In Charlottenburg ist alles etwas puristischer aber gleichzeitig komfortabel. Die Stühle sind eine exklusive Anfertigung aus Spanien, in die die beiden Frauen viel Energie steckten, auf den Betonboden sind Teppiche gezeichnet, auch eine ungewöhnliche, aber effektvolle Idee. Wenn Arzu Bulut über die Details und Widrigkeiten bis zur Eröffnung erzählt, klingt deutlich ihr konsequenter Wille zur Qualität durch und auch ihr Verständnis von Gastfreundschaft und guter moderner Küche vom Bosporus. Bedingungsloses Augenmerk auf Qualität und Handarbeit ist bei beiden Gastronominnen ausschlaggebend. „Wir hätten es uns auch einfach machen und Wein­blätter aus der Dose und vorgerollten Sigara Börek verwenden können. Wir wollen aber alles selbst machen, mit unserer eigenen Füllung. Das kostet mich natürlich mehr, aber es ist jeden Tag frisch und schmeckt besser“, so Arzu Bulut und Lale Yanik ergänzt, „wir entscheiden uns immer für Qualität anstatt für eine höhere Gewinnmarge“.

Aus dem Mangel an türkischen Köchinnen in Berlin machten sie eine Tugend und engagierten kurzfristig Hausfrauen aus dem Bekanntenkreis. Unterstützt werden sie in der Küche immer von einem gelernten Koch, der die Brücke schlägt von traditioneller türkischer Küche zu modernen deutschen Gerichten und der für die neuen Kreationen zuständig ist.

Noch ist in Charlottenburg nicht alles perfekt. Das tut einem genussvollen Besuch, einem Abend mit Bekannten und Freunden, überhaupt keinen Abbruch. Die Gäste sind gut beraten, einen ersten Besuch in größerer Runde vorzunehmen. Denn so ist die Überraschung über die Vielfalt, die verschiedenen Geschmäcker, die unterschiedlichsten Aromen und Gewürzkombinationen ein Genuss. Den Anfang machen kalte Meze wie Hardallı Levrek, das ist türkisches Ceviche vom Wolfsbarsch wie gewohnt in Zitrone eigelegt, aber mit Senfkörnern und Trüffelöl. Auch wer kein Freund von Letzterem ist, kann durchaus an dieser Komposition einen angenehmen Kick finden.

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Hummus ist ganz klar immer dabei, den gibt es mit verschiedenen Toppings; unsere Entscheidung fiel auf den mit geräucherter Paprika und getrockneten Tomaten. Und er war wie er sein soll. Cremig, nussig, ganz leicht säuerlich. Es gibt noch wunderbare gefüllte Weinblätter, die hausgemacht sind. Mehrheitlich fand der Tisch die Krokanlı Girit Ezme – Schafskäsecreme mit Krokant – mit am besten und die Karamelize Soğanli Keçi Peyniri G, den Ziegenkäse mit karamellisierten Zwiebeln. Dazu gibt es einen einfachen türkischen Weißwein, der die Herausforderung von unterschiedlichen Aromenspielen begleitete.

Die warmen Meze kommen im Laufe des Essens auch auf den Tisch, wie auch die Sigara böreği, unterschiedlich gefüllt, der Osmanın Kebabı, das sind gegrillte Hackfleischbällchen mit Fladenbrot-Croutons und Tomatensauce sowie Paprikabutter in Joghurt-Thymian-Sauce. Auch hier war der Tisch sich einig, das ist ein fruchtiges, süß-säuerliches und gleichzeitig cremiges Erlebnis. Das Fischgericht hingegen fand wenig Beachtung, vielleicht war es dann auch genug mit der sensorischen Auffassungsgabe. Was keinen daran hinderte noch eine süße Milchcreme, eine spezielle Version von Muhallebi zu probieren. Osmans Töchter servieren sie mit saisonalem Fruchtkompott, geröstetem Kadayif (Engelshaar) und Walnüssen. Den abschließenden Mokka begleitet ein Şekerpare, ein Kokosbällchen in Zuckersirup. Ein gelungener Abend, bei dem man mit Freunden und Bekannten eine der besten Seiten der Türkei kennenlernen – und vielleicht über die aktuelle Politik in der Türkei diskutieren – kann. (emh)

Osmans Töchter
Wielandstraße 38, Charlottenburg, Tel. 0176 320 921 68, www.osmanstoechter.de, tgl. ab 17 Uhr, Speisen ab 5 bis 13,50 €, Getränke ab 3,50 €