Fotos: Nils Hasenau Aufmacher Havelland
Havelland

Gerade mal ein paar Kilometer hinter Spandau beginnt das ländliche Idyll. Auf dem Landgut Schönwalde grasen Pferde auf den Koppeln, Kinder reiten auf Ponys und auf der Wiese stehen Holzbänke, wo Gäste Kaffee und Kuchen verspeisen. Der Hofhund Tilly begrüßt jeden Gast lautstark und sehr eindrucksvoll. So wird den Gastgebern jeder Besucher angekündigt und sofort in Empfang genommen

Historischer Background

Das Landgut Schönwalde wurde ursprünglich 1437 als Rittergut erbaut, 1734 von der Baseler Familie de Rosey erworben und zum Schlossgut Schönwalde umgebaut. Nach mehrfachem Besitzerwechsel war das Schlossgut bis in die frühen Nachkriegsjahre ein kleines barockes Schmuckstück des alten Dorfkerns von Schönwalde. In den 60er Jahren wurde das Dach abgerissen und durch Asbestzement ersetzt, das Schloss entkernt und in eine Halle für Getreide umgewandelt.

Landgut Schönwalde

Seit 2007 wird in Zusammenarbeit mit Gemeinde, Landkreis und Land das Anwesen sukzessive renoviert und wieder aufgebaut. Im alten Herrenhaus finden heute wieder große Veranstaltungen statt. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude steht unter Denkmalschutz und muss noch in Angriff genommenen werden.


Inge Schwenger

Die, die überall ist

Angefangen hat das mit den Pferden bereits mit vier Jahren. „Auf einem großen Pferd,“ erklärt Inge Schwenger. Sie ist die Pächterin des Landguts und Präsidentin des Berliner Polo-Clubs e.V. Von Bochum nach Berlin ist sie wegen des Studiums gekommen, mit Tier­medizin hat sie angefangen, nach ein paar Semestern ist sie zur Human­medizin übergewechselt. „Chirurgie – das hat mich begeistert, da war ich mit Leib und Seele dabei.“ 2005/2006 hat sie sich von der Medizin verabschiedet und ist seit 2007 nun diejenige, die sich um fast alles kümmert. Mit dem selben Engagement hält sie den gesamten Betrieb des Landguts am Laufen, egal ob sie das Frühstück für die Hotelgäste zubereitet, Polo-Unterricht gibt oder ein Turnier organisiert. Zu Polo ist sie übrigens erst spät gekommen. Über ihren Sohn, der die Pferde­begeisterung geerbt hat und diese Sportart besonders schätzt und praktiziert. Inge Schwenger jedenfalls ist immer irgendwo anzutreffen und ansprechbar.


Polo

Mit dem Glück und den Pferden

Rund 50 Pferde stehen im Stall. Davon gehören 20 zum Landgut und 30 sind Pensionspferde. Diese stehen für Ausritte als auch für Reitstunden zur Verfügung. Manchmal stehen einige auf dem Gelände des Gutshofes, aber die meiste Zeit weiter entfernt auf großzügigen Koppeln. Feingliedrige Pferde mit kurzgeschorenen Mähnen sind für die regelmäßig stattfindenden Polo-Turniere prädestiniert. Auf dem Gut ist einer der ältesten Polo-Clubs untergekommen. Der feiert sein 110 jähriges Jubiläum. Doch von britischem Snobismus keine Spur. Denn hier heißt es „Polo zum Anfassen“ und somit kann jedermann diesen körperlich anstrengenden Sport – nicht nur für die Pferde – kennenlernen. Zum Beispiel bei einem der Start-Up-Kurse, bei denen man an drei Tagen alles darüber lernen kann, unabhängig von Erfahrung und Wissensstand. Sie werden auch für Kinder und Jugendliche angeboten. Zudem findet an jedem Wochenende ein öffentliches Polotraining des Vereins statt.

Polo-Club und Verein
Tel. 0160 806 88 13, info@berlinerpoloclub.com


Städtetrip auf den Etagen

Wenig ländlich-idyllisch muten die Zimmernamen des Hotels an. Unter dem Motto Indien, New York, Mexiko und Afrika sind die Inneinrichtungen der verschiedenen Apartments gestaltet. In New York und Afrika gibt es einen Jacuzzi oder eine Poolwanne, Himmelbett oder Pantry. Junge Paare, Geschäftsreisende, Familien, oder alle, die einfach mal ein Wochenende ausspannen wollen, finden hier die angemessenen Räumlichkeiten. „Auf Fernsehgeräte haben wir in allen Zimmern übrigens ganz bewusst verzichtet.“ Dafür hat das Schlossgut genug Live-Bilder zu bieten. Den ständigen Flug der Schwalben im Pferdestall zum Beispiel.

Gästehaus
Reservierung: info@daslandgut.de


Isabel Remuß

Vor der Küchen­arbeit in den Garten

Die Küchen­chefin Isabel Remuß wollte sich auf das Wesentliche konzentrieren. In Berlin hat sie im Alten Zollhaus gearbeitet, auch bei Holger Zurbrüggen im Balthazar und als Küchen­chefin in der Austeria Brasserie. Irgendwann wollte sie ihre eigene Idee umsetzen. Sie wollte nach ihrem Konzept kochen, und zwar ohne Konkurrenz­druck. Denn in Berlin sei der Konkurrenz­kampf groß und an der nötigen Teamarbeit würde es häufig einfach fehlen. Heute ist sie Chefin der Küche vom Landgut Schönwalde. Meistens am Wochenende, aber auch unter der Woche, wenn größere Gruppen dinieren und feiern wollen, geht sie, bevor sie in der Küche startet, erst mal in den angrenzenden Garten und erntet das, was gerade reif ist. Salat Landhaus­küche ist also keine Marketing­masche. Denn Remuß kocht das, was die märkische Erde hergibt, was in den Wäldern rumspringt und was in den Ställen drumherum aufgezogen wird. Sie arbeitet undogmatisch – denn wenn Brandenburg bestimmte Zutaten nicht bieten kann, dann holt sie das auch aus anderen Gegenden bzw. lässt es sich liefern. So steht der Landgockel vom Bauern nebenan auf der Karte oder das Entrecôte von einem befreundeten Züchter aus Uruguay.

Restaurant Landgut Schönwalde
Dorfstraße 31, 14621 Schönwalde-Glien,
Tel. 030 65 21 79 89, www.schlossgut.eu,
freitags 16–22 Uhr, samstags 11-22 Uhr,
sonntags und feiertags 11–20 Uhr