Aufmacher Wasser
Wasser

Wie der Fisch im Wasser

Das einstige Sterne-Restaurant Cordo hat sich kurz nach der Schließung als Seafood-Bar Wasser neu erfunden. Küchenchef Yannic Stockhausen ist dem Ort treu geblieben

Die Umstände, wie aus der Cordobar einst das Cordo wurde, taugen bis heute zum Berliner Gossip. Tatsache ist, dass die Weinbar von Christof und Gudrun Ellinghaus sowie Jan-Ole Gerster Ende 2018 zum Fine-Dining-Restaurant umgebaut wurde. Der neue Küchenchef Yannic Stockhausen, ein Import aus dem renommierten Aqua in Wolfsburg, adelte die Neuausrichtung 2020 mit einem Stern.

Zuletzt, so hörte man, bewegte diese Art der Küche immer weniger Gäste zu einer Reservierung. Ein Schicksal, das aktuell auch andere Berliner Kolleg*innen im High-End-Bereich trifft. Im Cordo hielt man sich nicht lange mit Schönheitskorrekturen auf, sondern zog einen konsequenten Schlussstrich: Ende 2023 schloss das Restaurant.

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Nach einer umfangreichen Umgestaltung ist das Team um Yannic Stockhausen an gleicher Stelle nun seit Ende Januar mit dem neuen Konzept Wasser zurück. Statt Sterneküche gibt es Seafood, ein Metier, in dem sich das Cordo schon im Rahmen von Specials und in der Coronazeit ausprobiert hatte.

Stockhausen trauert – so macht es den Anschein – den alten Zeiten nicht hinterher. Mit Fischermütze auf dem Kopf bewegt sich der gebürtige Hamburger stattdessen nun ganz selbstverständlich mit dem Service durch den Gastraum und wirkt dabei wie in seinem natürlichen Habitat. Oder sollte man sagen, wie der Fisch im Wasser?

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Das neue Interior-Design, das sich im Cordo-Stil bis auf die Toiletten erstreckt, ist bunt und verspielt, die Karte angenehm übersichtlich. Statt Menü gibt es unkomplizierte und trotzdem vielschichtige Gerichte wie Gelbschwanzmakrele mit Wafu und Blutorange, Skrei mit Wirsing und Schwertmuschel oder Miesmuschel mit steirischem Wurstsalat aus den Abteilungen Raw, Savory und Guilty Pleasure. Bei mehreren Personen lohnt es sich, einmal quer durch die Karte zu bestellen.

Wir entscheiden uns zum kalten Start für die Jakobsmuschel mit Jalapeño und Kürbiskernöl. Ein nussig-frischer Auftakt, dem mit der Makrele mit Röstdashi und Limette ein fett-gehaltvoller Gegenspieler folgt. Spaß macht das Fischbrötchen im satten Brioche, das im Pappkarton im Stil eines Burgerrestaurants serviert wird.

Auf keinen Fall entgehen lassen sollte man sich den „Fishy As Fuck Popsicle“ zum Dessert, der zuerst an ein Snickers erinnert und dann mit algigen Noten von einem Fisch-Garum im Karamell überrascht.

Die Weinkarte ist mit Schwerpunkt Europa und Ausflügen in Richtung Sake weiterhin gut ausgestattet, sodass es möglich ist, den Abend mit einer entsprechenden Flasche preislich wieder auf Sterneniveau zu heben.

Platz für Walk-ins mit Lust auf ein paar Austern, einen Teller und ein Glas gibt es im Wasser aber ebenso. Die vollbesetzten Tische an einem Donnerstagabend sprechen dafür, dass Konsumverzicht nicht der Grund dafür ist, dass es in vielen Fine-Dining-Restaurants gerade nicht läuft. (Annika Schönstädt)

Wasser
Große Hamburger Straße 32, Mitte, Tel. 030 27 58 12 15, www.inswasser.berlin, Di-Sa ab 18 Uhr