Die Küche des nordamerikanischen Landes ist so vielfältig wie in kaum einer anderen Nation. Kein Wunder, denn es kommen spanische Einflüsse, indigene Kochstile, großer Artenreichtum in Flora und Fauna und nicht zuletzt die Experimentierfreude einer jungen Generation von Köchen zusammen. Michael Hetzinger hat sich für den EssPress ins Abenteuer gestürzt und stellt vier Restaurants in den vier Orten Mexiko City, Puebla, Oaxaca und Tulum vor
Ganz Mexiko in zehn Gängen
Besser kann man in eine Mexiko-Reise kaum starten: im Quintonil wird eine große Auswahl der bekanntesten Gerichte und Zutaten des Landes in moderner Interpretation serviert. Ein Vorgeschmack auf alles, was einen in Mexiko erwartet, nur eben als Casual-Fine-Dining.
Neben dem Pujol gehört das Restaurant Quintonil im Stadtteil Polanco zu den über die Landesgrenzen hinaus bekanntesten Vertretern der neuen, regionalen mexikanischen Küche. Das Zehn-Gänge-Tasting-Lunch-Menü ist für europäische Verhältnisse günstig: Kostenpunkt rund 85 Euro. Los geht es mit frischgebackenen Tortillas, es folgen Kaktus-Ceviche, Ohrmuschel-Muscheln mit Rinderzungenragout (genannt „Vuelva a la vida“, übersetzt „Bring mich zurück ins Leben“), Escamoles (Ameisen-Larven, der mexikanische Kaviar), Oktopus mit Tomatillo (grüne Tomaten), Cuitlacoche (ein grauer Pilz, der auf Mais wächst) und vieles mehr. Cooles Interieur, erstklassiger Service. Unbedingt reservieren.
Quintonil
Avenida Isaac Newton 55, Polanco IV, 11560 Mexiko-Stadt,
Schokolade zum Abendessen
Puebla, etwa zwei Autostunden südwestlich von Mexiko City gelegen, ist die Heimat der Mole Poblano, einer herzhaften Sauce mit nicht-süßer Schokolade. Mole bedeutet nichts anderes als Sauce und die Variante mit Schokolade ist nur eine von vielen, wenn auch die bekannteste. Alle Moles haben eine sehr aufwändige Zubereitung gemeinsam – mit einer Vielzahl von Zutaten und häufig stundenlangem Kochen. Im Traditionsrestaurant El Mural de los Poblanos kann der Gast fünf verschiedene Moles probieren: Pipian Verde und Pipian Rosso (beide mit Mandeln), Adobo, Manchamanteles und natürlich Poblano. Serviert werden die Moles mit Huhn und Reis. Die Atmosphäre ist eher klassisch, die Gäste eine Mischung aus Einheimischen und Touristen. Ein Barwagen mit einer großen Auswahl von Mezcal lädt zum Digestif ein.
El Mural de los Poblanos
506, 16 de Septiembre, Centro, 72000 Puebla,
Überraschung aus dem Garten
Oaxaca gilt als die heimliche Food-Hauptstadt des Landes. Von hier aus wird beispielsweise der Queso Oaxaca ins ganze Land exportiert. Das ist ein milder Käse, der entfernt an Mozzarella erinnert und in feinen Fäden gegessen wird. Eine Oase der Ruhe in der sehr trubeligen und touristischen Stadt ist das Criollo, etwas abseits der Altstadt. Sie ist übrigens Heimat des Agavenschnaps Mezcal.
Tritt man durch die Eingangstür, steht man direkt in der Küche. Man fühlt sich eher wie in einem Privathaus, und genau das ist Konzept. Die Tische stehen im Innenhof verteilt, der Service ist entspannt und ungezwungen und auch eine Speisekarte gibt es nicht. Dafür ein täglich wechselndes Überraschungs-Menü, zubereitet mit dem, was der Küchenchef auf dem Markt oder im eigenen Garten entdeckt und für gut befindet. Es vereint Tradition und Moderne in landestypischen Gerichten wie Tamales, Tortilla und Tomatensalat. Alles sieht wunderhübsch aus und schmeckt ausgefallen, ohne angestrengt zu wirken. Gekocht wird nur so viel, wie nötig ist. Daher geht hier nichts ohne Planung sprich Reservierung.
Criollo
Calzada Madero 129, Centro, 68090 Oaxaca de Juárez,
Tacos & Drinks am Strand
Vom Landesinneren geht es ans Meer, nach Tulum auf der Halbinsel Cancun in der Karibik. Entlang des Bilderbuch-Strandes reihen sich unzählige Restaurants für ein eher internationales Publikum aneinander. Mexikanische Küche servieren die wenigsten. Da bringt das La Eufemia, eine „Hippie Chit Taco Boutique“, genau die richtige Prise Entspanntheit der Landesküche ins Spiel. Direkt am Strand in einer einfachen Holzhütte werden Bier, Cocktails und gute Tacos serviert. Die gibt es mit Shrimps, Rind, Fisch, Oktopus und Pilzen, gegrillt oder in Tempura frittiert. Toppings kann sich jeder an der Bar selbst holen, wer Lust hat bestellt zusätzlich Guacamole oder Nachos. Zur Happy Hour zwischen 16 und 18 Uhr wird es rappelvoll. Da gibt es dann zwei Drinks zum Preis von einem.
Taqueria La Eufemia
Tulum – Boca Paila Km 8-10, Zona Hotelera, 77780 Tulum,