Für alle etwas
Das Le Populaire ist Restaurant und Café zugleich. Und Caterer Kofler & Kompanie zeigt, wie Museumsgastronomie funktionieren kann
Außen historisierende Fassade des Rokoko, innen modernistischer Stahlbeton. Mehr an architektonischem Gegensatz geht kaum. Anlass des Besuches sind nicht die 750 Quadratmeter großen Galerieräume, die von der Deutschen Bank genutzt werden. Das Restaurant im Palais Populaire, ehemals Prinzessinnenpalais, ist heute Hauptattraktion.
In dem großzügigen Raum findet jeder Besucher sofort seinen Platz, wenn die erste Überraschung ob der Moderne verdaut ist. Für alle offen – dieses Versprechen findet schon mal innenarchitektonisch im Erdgeschoss seine Erfüllung – und auch auf der Speisekarte. Es wird jeder zu jeder Tageszeit bedient. Schon zum Frühstück: ob french, vital oder vegan oder sogar typisch Berlin.
Doch besondere Aufmerksamkeit gilt dem Lunch. Das Drei-Gänge-Menü soll angeblich täglich wechseln. Doch wie der Service erklärt, muss man sich erst mal einarbeiten und nach einer gewissen Zeit sehen, wie es und was am besten funktioniert. Jedenfalls an diesem Mittag ist alles in Ordnung mit dem Büffelmozzarella mit historischer Tomate als Vorspeise. Was sich durchschnittlich liest, ist ein gekonntes Spiel von Süße und Säure verschiedener Tomaten-Sorten und -Marmelade auf einem cremigen Basilikumcremespiegel. Der Mozzarella war exzellent, auf Nachfrage kommt er nicht aus Brandenburg wie angekündigt, sondern von einer italienischen Manufaktur.
Bei den Hauptgängen stehen einmal die Ravioli gefüllt mit Mangold und Frischkäse, dazu Kürbis und ein Salat oder Berliner Kalbsklopse mit Pastinaken und Roter Bete zur Auswahl. Bei Letzterem erinnern sich sicher manche an das La Soupe Populaire von Tim Raue. Doch das hat mit dieser Adresse rein gar nichts zu tun.
Die Portion von Ravioli ist reichlich bemessen, der Nudelteig ist dünn genug, so dass die Füllung geschmacklich als auch in der Konsistenz zum Tragen kommt, die Kürbisschnitze sind al dente, vielleicht ist das mit dem Salat mitten auf dem Gericht nicht ganz gelungen? Der Schwabe mag das, der Preuße nicht so. Das Dessert macht nicht viel her. Wieder eine Crema catalana. Wenn der Hauptgang etwas schmaler dahergekommen wäre? Dann hätte man den Torten in der Vitrine nicht widerstehen können. Auf diese wurde von Kofler & Kompanie großer Wert gelegt. Denn so können traditionsbewusste Stammgäste beruhigt wieder regelmäßig zu Kaffee und Kuchen vorbeikommen.
Abends stehen Pasta, Fisch und Steaks zur Auswahl oder ein paar Snacks, dabei ist auch die Currywurst. Offen gesagt, deswegen wird es kaum jemand extra ins Le Populaire verschlagen. Das Mittagessen ist schon eher etwas, was alle anspricht, die Berliner und ihre Besucher. (emh)
Le Populaire
Unter den Linden 5, Mitte,