Die Royal Wedding von Meghan und Harry ist zwar vorbei, aber es gibt trotzdem viele – und besonders kulinarische – Gründe, sich in Windsor und Umgebung umzuschauen. Martina Marx war dort und hat sich durch die örtlichen Restaurants geschlemmt
Alice in Wonderland
The Fat Duck von Heston Blumenthal hat schon für das pure Vergnügen zu Recht drei Michelin-Sterne verdient. Schon die Reservierung ist ein Abenteuer. Monate vorher muss man sich darum kümmern, oder man schafft es über die Warteliste. Die Mühen werden belohnt: In dem kleinen, beschaulichen Ort Bray bei Windsor liegt das Restaurant The Fat Duck und verführt den Gast in eine Traumwelt. Zur Begrüßung erfährt man von einer sehr reizenden Servicekraft, dass man die folgenden fünf(!) Stunden durch einen Ferientag der Kindheit begleitet wird. Am Abend vor der Abreise ist man aufgeregt und bekommt zur Beruhigung erst mal einen Cocktail aus Schaum, der mit Hilfe von Trockeneis zu einem Macaron wird. Am nächsten Morgen darf man aus einer kleinen Cornflakes-Packung eine Spardose basteln, in die eine kleine Münze kommt. Natürlich gibt es noch ein hervorragendes Frühstück u.a. mit Minibrioche und Tomatenschokoladen-Chutney.
Später geht man an den Strand (essbar), sammelt Krabben (der Panzer ist aus Schokolade, welcher übergossen wird und schmilzt, darunter findet sich Kaviar), unternimmt einen Waldspaziergang (der Boden schmeckt ganz köstlich nach Pilzen und Morcheln), um schließlich zum Abendessen in einem Restaurant mit vorzüglichem Drei-Gänge-Menü zu speisen. Am Ende schweben auf einem Kissen Betthupferl ein und zum Schluss wirft man die Münze vom Anfang in einen Spielautomaten-Puppenhaus-Candyshop (eine Nachbildung des Restaurants) und erhält eine Süßigkeit.
Die fünf Stunden vergehen wie im Fluge und man verlässt das Restaurant mit einem nachhaltigen Lächeln, welches den Aufwand und den Preis für dieses Erlebnis völlig nebensächlich erscheinen lässt.
The Fat Duck
High Street, Bray, Berkshire, SL6 2AQ,
Ein Gastropub mit Michelin-Stern
Schon seit dem 15. Jahrhundert kann man in dem Gebäude des Gastropubs speisen. Die ehemalige Kutschstation bot wohl schon damals Reisenden Speis und Trank. Die Überreste aus der Tudorzeit kann der Gast noch bewundern. Der traditionsreiche Ort kann sich auch mit königlichen Besuchern aus dem nahen Windsor schmücken. So feierte Prinz Philip hier seinen Junggesellenabschied. Damals gehörte der Pub noch nicht Heston Blumenthal, der ihn vor 14 Jahren erwarb und hier auch einen Michelin-Stern erkochte. Aber trotzdem, und das ist typisch britisch, lässt es sich komplett unprätentiös und stressfrei speisen. Gleich neben der Fat Duck wird hier traditionelle englische Küche mit einem Twist modern interpretiert serviert, regional und frisch. Man wählt zwischen à la carte oder einem Menü. Wir aßen Erbsensuppe mit Scotch Egg, welches in diesem Fall ein Wachtelei war, mit Tee geräucherten Lachs, Auflauf von Ochsenschwanz und Nieren, regionalen Käse und ein Erdbeer-Trifle, bestehend aus mehreren Schichten Obst, Biskuit und Sahne. Alles war äußerst schmackhaft in toller Atmosphäre. Gestärkt lässt sich so auch Windsor Castle besichtigen.
The Hind’s Head
High Street, Bray, Berkshire, SL6 2AB,
Königliches Hochzeitsbier
Zehn Minuten vom Stadtzentrum Windsor entfernt liegt die Brauerei Windsor & Eton und versorgt seit acht Jahren die Umgebung mit diversen kreativen Craft-Bieren, die man auch vor Ort in einem liebevollem Schankraum verkosten kann. Seit neuestem ist sie Königlicher Hoflieferant, denn sie nutzt Getreide von der königlichen Farm in Windsor und die Restbestände werden zurückgeliefert, um das königliche Vieh zu füttern. Außerdem beliefert sie ganz demokratisch das britische Parlament. Zur Royal Wedding hat sie extra ein neues Bier entwickelt, das Harry & Meghan’s Windsor Knot, ein frisches Pale Ale. Da die Pubs am Hochzeitswochenende bis ein Uhr geöffnet haben durften, floss sicherlich eine große Menge des limitierten Hochzeitsbieres in die durstigen Kehlen der Zaungäste. Cheers!
Windsor & Eton Brewery
1 Vansittart Estate, Windsor SL4 1SE,
Traditionsreiche Brit-Küche
Der Gastropub Oxford Blue bei Windsor ist ein leuchtendes Beispiel. Merry old England, du hast es gut. Auf dem Lande, aber unweit von London und gleich bei Windsor, liegt der absolut empfehlenswerte Gastropub Oxford Blue. Wer behauptet, englische Küche würde nichts taugen, wird hier eines Besseren belehrt. In absolut gepflegter Atmosphäre werden von einem sehr zuvorkommenden, mit typisch britischem Humor ausgestatteten, Service Highlights der britischen Küche aufgetischt. Pie mit Schweinefleisch, Erbsen und Pflaumen, Scotch Egg mit Heilbutt, Seewolf mit Muscheln und Jersey-Kartoffeln, regionaler Käse, Applecrumble mit Custard, einer dicken Vanillecreme, lassen keine Wünsche offen. Alles ist schmackhaft und auf höchstem Niveau zubereitet. Dazu stehen eine regionale Craft-Bier-Auswahl und traditionelle britische Ales als Begleitung im Angebot. Auch der trendige Gin Tonic hat mit regionalem Gin von Sipsmith und Fever-Tree-Tonic Einzug gehalten.
The Oxford Blue
10 Crimp Hill, Old Windsor, Berkshire, SL4 2QY,