Fotos: Selina Schrader Aufmacher Sabine Vitua
Sabine Vitua

„Ich liebe ja Käse, meine Mäuse auch“

Sabine Vitua ist eine großartige Gastgeberin – und herausragende Schauspielerin. Wir haben sie im Juli 2020 in ihrem Garten getroffen. Damals drehte sich auch schon fast alles um Corona. Etwas später war auch Autorin Julia Dettmer von den Qualitäten der Berlinerin fasziniert, wie man in ihrem gerade erschienenen Buch „Tischkultur 2022“ sehen kann

Unter der Woche muss ein grüner Tee reichen. Aber wenn Sabine Vitua frühstückt, dann dauert das gerne bis zur Aperitifzeit. Insbesonders an Sonntagen wird alles ausgepackt, was der Kühlschrank enthält. Wunderbar cremiger Gorgonzola, frische Erdbeeren, Pfirsich-Himbeer-Kuchen nach Ottolenghi-Rezept, kleine Hackbällchen mit Ricotta, die noch vom großen Essen mit Freunden vom Vortag übrig geblieben sind. Man könnte es fast Frühstückstapas nennen, so viele kleine Teller mit Köstlichkeiten stehen da auf dem Tisch. Beim Frühstück im Garten in Prenzlauer Berg eröffnet sie, dass nicht nur sie auf Käse steht. Auch die zwei Mäuse, die sich ab und an blicken lassen, mögen ihn. Sabine Vitua hat sie liebevoll Irina und Sergej getauft.

Sabine Vitua
Sabine Vitua

wuchs in Berlin auf, zog mit zehn Jahren mit ihrer Mutter ins Allgäu. Zuerst studierte sie Germanistik und Theaterwissenschaften in München, war jedoch vom Schauspiel so fasziniert, dass sie entschied, in Paris bei Philippe Gaulier einen Clownskurs zu absolvieren.

Danach ging es zurück nach Berlin, die Hochschule der Künste nahm sie als Schauspielschülerin auf. Nach erfolgreichem Abschluss und einigen Rundfunk-, TV- und Offtheater-Auftritten entschied sie sich für einen Umzug nach Zürich, wo sie am Schauspielhaus spielte. Nach Berlin kam sie 1994 zurück, es folgten verschiedene TV-Rollen, u.a. als Managerin Regine Holl in der Serie Pastewka.

Zwischendurch zog es sie jedoch immer wieder auf die Theaterbühnen, Engagements an der Volksbühne in Berlin und Luxemburg hat sie mit Begeisterung angenommen.

Sabine Vitua
www.sabinevitua.de


Normalerweise sei sie niemals einen ganzen Monat am Stück zuhause in Berlin, erzählt die Schau­spielerin. Nachdem sie das letzte Jahr durch­gearbeitet hat, kam Corona und mit dem Virus endeten die Dreh- und Pressetage. Zwei Wochen lang konnte sie es auskosten – zur Ruhe kommen, den Garten genießen, viel Zeit mit ihrem Ehemann Joseph verbringen. Ihn lernte sie beim Casting für ihre Rolle in „Pastewka“ kennen, er ist Regisseur. Sich gut verstehen, einfach miteinander zu sein, Sabine betrachtet das als Privileg. Der Drehplan für das restliche Jahr 2020 steht schon fest, es geht für den TV-Superhit „Inga Lindström“ nach Schweden, Anfang Herbst wird dann wieder „Ein Tisch in der Provence“ gedreht. Es sei eine besondere Stimmung am Set, nicht vergleichbar mit früheren Theater­produktionen, bei deren Inszenierungen sie mit­wirkte. Konzentriert, aber offen und durchlässig, im Sinne von Wachheit sei, was am Set gefordert werde.

Beim Theater ist das ganz anders, der Körper ist von Spannung erfüllt, die Intonation und das Publikum spielen eine große Rolle. Zeit zum Theater spielen sei aber gerade nicht. Sie ist gerne am Set und sieht, wie alle Zahnrädchen einer Produktion ineinander greifen, „den Workflow kann man durchaus als erotisch beschreiben“, findet sie und lacht.

Das Ende der Ruhephase naht für Sabine Vitua also. Bis dahin geht sie spazieren, 22.000 Schritte am Tag legt sie durchschnittlich zurück – ihr persönliches Rezept gegen Quarantänekoller. Das soziale Mitein­ander, es fehlt! Anfang des Jahres holte Sabine ihre Mutter aus dem Allgäu nach Berlin in eine wunder­bare Seniorenresidenz; Besuche sind momentan selten, aber wieder erlaubt, in den letzten Monaten ging das gar nicht oder nur sehr begrenzt. Die Quarantäne setzt allen zu, ob alt oder jung.

Und so kocht sie, spaziert die Nachbarschaft rauf und runter und vermisst die fröhlichen Abende unter Freunden, Bekannten und Kollegen in ihrem Prenzlberger Lieblingsrestaurant Mittenmang oder dem „günstigen Kommunistenitaliener direkt um die Ecke“. Nicht nur die italienische, auch die vietnamesische Länderküche liebt sie sehr. Eine gute Bouillabaisse, ein Campari Spritz – die einfachen Dinge sind es, die glücklich machen. (Aufgezeichnet von Lea Tefelski)



Auch in dem Buch Tischkultur von Julia Dettmer zeigt Sabine Vitua wie sie ein Gartenfest organisiert und welche Grundregeln man befolgen sollte.

Tischkultur-Cover

Tischkultur 2022
Großartige Gastgeber und ausgezeichnetes Design
von Julia Dettmer,
Callwey Verlag,
www.callwey.de,
erschienen am 16.2.2022,
176 Seiten, 45 €