Foto: Selina Schrader Aufmacher Julia Böning
Julia Bönings Weinempfehlungen

Julia Böning ist eine der Vorreiterinnen, was den Handel mit Naturweinen betrifft. Und eigentlich wollte sie Cafés und Restaurants beraten. Andere sollten von ihrem Weinwissen und ihren Kontingenten profitieren. Doch meistens kommt es anders …
Jedenfalls betreibt Julia mit ihrem Team heute zwei Weinläden in Berlin, einmal in Neukölln, einmal in Schöneberg.
Importiert werden biodynamische und Naturweine aus ganz Europa, das Augenmerk liegt auf Nachhaltigkeit und auf feine, einzigartige Weine. Zum Wein ist sie durch privates Interesse gekommen. Ihr Vater, ein begeisterter Weinliebhaber, hat immer ein paar Flaschen bei seinen Besuchen mitgebracht. In der damaligen Hamburger Wohnung gab es im Treppenhaus eine Kammer, in der hat Julia Böning die Flaschen gelagert.
Mit der Zeit bestellte sie je nach Vorlieben die Weine nach, bis die Kammer zu einem Weinkeller wurde. Das bekamen die Nachbarn mit und das Ganze hat sich damals zu einem vertrauensvollen privaten Weinhandel verselbstständigt

Foto: Selina Schrader Böning 2306

„Lady almost in Red“

Wie könnten wir die kommenden Sommermonate besser starten als mit etwas frischem Spritzigem. Sei es um die Picknick-Saison zu starten oder um die ersten lauen Abende auf der Terrasse zu genießen. Ein All Star für jegliche Stimmung ist Vinha Pan, von Master-Wein-Macher Luis Pato aus der Region Bairrada, nördlich von Lissabon in Portugal und das Weingut liegt nur knappe 20 Kilometer vom Atlantik entfernt. Der sorgt für eine kühle Brise und unterstreicht die Weine mit angenehmer Frische.

Vinha Pan 2018 Espumante, Foto: Selina Schrader Vinha Pan

Luis Pato, von ganzem Herzen Rebell und Querdenker vom Feinsten, gehört mit zu den Vorreitern, die in Portugal für neuen Aufschwung gesorgt haben. Das Weingut existiert schon seit dem 17. Jahrhundert über Generationen. Als Luis das Weingut dann übernahm, brachte er 1980 einen reinsortigen „Baga“ von außergewöhnlicher Qualität und absoluter Seltenheit heraus, der von Kennern gerne als Schatz gesucht wird. Heute, mit Tochter Maria Pato an seiner Seite, stellen beide ihre eigenen Weine her, die nicht unterschiedlicher sein könnten und jeweils eine deutliche Handschrift zeigen.

Geheimtipp aus Portugal

Wer noch nie Weine aus Portugal getrunken hat, wird diesen Espumante nicht mehr so schnell wieder vergessen. Vinha Pan gehört zu den ersten Natur-Schaumweinen, die in Portugal produziert wurden. Ohne die Zugabe von zusätzlichen Sulfiten und ohne jegliche Dosage wird er in Mengen produziert, die zurecht immer schnell vergriffen sind. Dieser Tropfen wird auf Basis der „Champagner Methode“ hergestellt und reift am Ende über 30 Monate bis man ihn genießen kann. Seine Herkunft ist eine Einzel-Lage, die von kalkhaltigem Ton geprägt und typisch für die Region ist. Ein Blanc de Noirs – aus der einheimischen Rotwein Rebsorte Baga gekelterten weißen Wein / Schaumwein mit deutlich sichtbaren hellen rosa Reflexen im Glas.

Wer wissen möchte was „Pato“ heißt? Vom Etikett einfach abzuleiten: Ente

Für mich ist dieser Espumante so vielschichtig fein, dass er wunderbar unterschiedlich kombiniert werden kann. Auf jeder Hochzeit lässt er mit so viel Leichtigkeit tanzen und übertrifft selbst größere „Bubble“-Konkurrenten mit seiner Komplexität. Schon beim ersten Schluck überrascht die feine Perlage. Selten bleibt es auch deshalb bei einem Glas. Die zarten Aromen von Trockenfrüchten, Nüssen und Orangenschalen, Brioche, Röst- und Butternoten mit einem leicht salzigem Finish schmecken nach Mehr.

Bei Treat Berlin in Neukölln servieren wir ihn als Aperitif oder in Kombination mit diversen Speisen. Sei es zu Charcuterie oder Gerichten bei unseren Pop-up-Events. Auch bei mir zu Hause gibt es immer eine Flasche davon im Weinkühlschrank. Zu diesem Schaumwein passt aktuell weißer Spargel mit selbst gemachten Tortellini. Die fülle ich mit einer Mischung aus Mortadella und Ricotta, dazu geröstete Haselnüsse und gebratene Salbei-Blätter und ganz viel braune Butter.

Vinha Pan 2018 Espumante
Zu den Infos und zur Bestellung auf www.treat.berlin


EssPress-x-Treat 1


Foto: Kira Möller Böning 2308

„Who let the cats out …“

Etwas Natur, etwas wild und trotzdem geschmeidig – so die Vorstellung eines idealen Sommertages! Als perfekte Begleitung und in gleicher Stimmung spielt Kätzchen „Nina“ von Weinmacher*innen Sara Dionísio und Antonio Ribeiro auf der Zunge. Die beiden produzieren seit 2000 in der Dão-Region in Portugal besondere Naturweine, die unter dem Label „Planet Mouraz“ aka Casa de Moura angeboten werden.

Als Erstes vorweg: Es gibt sie wirklich! Die Katze, die auf dem Label porträtiert ist

Als Erstes vorweg: Es gibt sie wirklich! Sara und Antonio haben diese Katze, die auf dem Label porträtiert ist, in einem verlassenen Feld gefunden. Beide, das Feld und die Katze, nahmen sie in ihre Obhut. Um zu würdigen, wer hier eigentlich der Chef ist, wurde nach ihr das Weinfeld getauft. Und so wurde „Nina“ zur wahren Weinmacherin erkoren.

Planet Mouraz – Nina 2020, Foto: Kira Möller Nina 2020

Antonio und Sara haben für dieses Projekt ihre Jobs in Lissabon aufgegeben und eine Familientradition weitergeführt. Das Paar hat sich in dieser Weinregion, in der Region Dão, mit ihrem Hauptsitz direkt neben den Weinfeldern niedergelassen. Genau dort, wo seine Familie seit vielen Generationen Weinberge auf ganzheitliche und ökologische Weise bewirtschaftet hat.

Ein Ort, an dem die Landschaft und das Terroir von den Menschen und der Geographie geprägt sind und: Alte und neue Weinberge koexistieren mit Pinien, Eichen, Kastanien- und Korkbäumen in einem wilden Wald. Die Wälder haben für die Weinberge des Dão einen weiteren Vorteil: Sie schützen sie vor dem Wind der nahe gelegenen Atlantikküste und die umliegende Bergkette hält extremere Wetterfronten ab. Der Dão liegt glücklich in der Mitte mit ausreichend Winterniederschlägen und warmen, trockenen Sommern und wird auch gerne als „das Burgund Portugals“ bezeichnet.

Viel Arbeit steckt im Weinberg, sodass im Weinkeller nicht mehr großartig etwas passieren muss. Alle Weinberge – Sara und Antonio bewirtschaften weitere in anderen Regionen – erhielten 1997 die Bio-Zertifizierung. Neun Jahre später wurde biodynamisch gearbeitet, was die finale Umstellung auf Demeter ermöglichte. Und auch diese Weiterentwicklung fand internationale Anerkennung und so wurde Casa de Mouraz 2009 Mitglied der renommierten biodynamischen Weingruppe „Renaissance des Appellations“ und ist längst nicht nur bei Insidern bekannt.

Für mich ist der Wein so facettenreich wie ein bunter Blumenstrauß. Man findet immer etwas Neues an Aromen, am Geruch, an Geschmack. Weiß oder Rot? Klar ist, es ist ein Wein für Weiß- und Rotwein-Liebhaber*innen.

„Field blend“ nennt sich die Methode, bei der man wie Sara und Antonio z.B. 20 verschiedene autochthone Rebstöcke nebeneinander pflanzt. Die Trauben werden zur gleichen Zeit geerntet, nach Rot und Weiß getrennt, daraufhin findet die Vinication statt. Zum Schluss wird jeweils zu 50 Prozent Rot und Weiß gemischt.

Der Wein begleitet einen herrlich bis in den Herbst hinein

Leicht gekühlt bringt uns „Nina“ zurück zu unseren Sommer-Erinnerungen und man möchte nicht aufhören, weiterzutrinken. Es nimmt kein Ende, denn der Wein begleitet einen auch herrlich bis in den Herbst hinein und bietet leichten Trinkfluss und viel Freude. Im Mund zeigt dieser Wein einen lebendigen und sehr persönlichen Charakter mit viel Frische, sehr eleganten Tanninen und großer aromatischer Komplexität. Ganz viel rote Frucht kommt hier ins Spiel mit Noten von Sauerkirsche, wilden Erdbeeren, Himbeeren und Pflaumen. Beim zweiten Schluck finden wir hier Marzipan, Mandeln bis hin zu feinen Kastanien-Noten. Das Ganze ist gepaart mit einer leichten mediterranen Würze aus Rosmarin, Lorbeer und etwas Pfeffer mit einem salzigen mineralischen „finish“. Nina passt perfekt zu gegrilltem Fisch, Salaten und Pasta. Am liebsten frisch serviert.

Planet Mouraz – Nina 2020
Zu den Infos und zur Bestellung auf www.treat.berlin


EssPress-x-Treat 2